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BVB-Bremen-1Freitag, 22. Mai 2015, 7:00 Flughafen Wien. Wie habe ich mich auf diesen Tag gefreut! Gemeinsam mit zwei Freunden fliege ich zum Spiel gegen Werder Bremen. Am Flughafen treffe ich dann noch einen alten Freund, den ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Wir hatten uns vor einigen Jahren durch unsere Liebe zur echten Liebe kennengelernt, aus beruflichen Gründen dann jedoch leider etwas aus den Augen verloren. Unsere Borussia verbindet-auch er fliegt zum Spiel gegen Werder Bremen! Die gemeinsame Wartezeit für das Boarding vertreiben wir uns mit Fachsimpeleien, gefolgt von einem Rückblick auf diese Saison, das Pokalspiel gegen den bayrischen Verein, der Derbysieg gegen Herne West.

 

Man hat aber auch das Gefühl, dass niemand von uns das Unaussprechliche, das im Raum der Abflughalle da über uns schwebt, aussprechen möchte/will/kann. Zwei große Bourssen werden uns an diesem 34-Spieltag verlassen: Sebastian Kehl und Jürgen Klopp. Des Weiteren steht das direkte Duell mit Werder Bremen um die Europa League im Raum. Ein Sieg muss an diesem denkwürdigen Tag auch noch her.

Angekommen in Dortmund spürt man in der Stadt eine positive, ja fast schon gelassene Stimmung. Redet man mit den Menschen merkt man jedoch auch, dass es ihnen genauso geht wie uns: das Hinausschieben von Tatsachen, Emotionen wird genauso gelebt wie von uns.

Samstag, 23. Mai 2015, Spieltag! Die BVB-App meldet sich pünktlich um 09:09 und teilt mir mit, dass Feiertag ist, also fertig machen zum Tempeln! Nach dem obligatorischen Besuch mit anderen Schwarzgelben am Alten Markt geht’s um 13:00 ab zum Stadion. Im Stadion dann der Hinweis, dass unser langjähriger Kapitän, unsere Nummer 5, nach 13 Jahren nun um 15:10 verabschiedet wird. 13 Jahre lang hat Kehl viel mit unserer Borussia erlebt. Momente, die uns alle in Erinnerung bleiben: die abgewendete Insolvenz 2005, die gewonnene Meisterschaft, das Double, das CL-Finale in Wembley. Sebastian Kehl ist Teil der Geschichte von Borussia Dortmund, hat sie 13 Jahre lang mitgestaltet und gelebt. Ebenso gebührend ist sein Abschied. Ein Stadion steht, applaudiert und verdrückt ein paar Tränen.

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Dann volle Konzentration auf das Spiel. Von der ersten Minute an ist der BVB die treibende Kraft, macht Druck. Werder Bremen kommt kaum zu Chancen. Auch ansonsten wackelte das Abwehrgespann von Bremen gewaltig und leitete wenig später die verdiente Führung unserer Borussia ein. Ein folgenschwerer Fehlpass landete bei Gündogan, der in der 15. Minute das 1:0 von Kagawa vorbereitete. Nur zwei Minuten später machte Aubameyang den Doppelschlag perfekt. In der 42. Minute überlupfte Mkhitaryan Casteels mustergültig zum 3:1. Anschließend schaltete Dortmund einen Gang herunter, ohne jedoch seine Dominanz abzugeben. Werder Bremen kann schlussendlich noch auf 3:2 verkürzen. Der BVB beendet die Saison mit 46 Punkten auf Platz sieben und steht damit in der Europa League.

Dann kommt er, der Moment, der seit 15. April 2015 omnipräsent ist. Der Abschied von Kloppo. 80700 Menschen stehen, warten und irgendwie hat man das Gefühl, dass das alles nur ein schlechter Scherz ist. Der komplette Gästeblock von Werder Bremen bleibt im Stadion, wartet ebenso wie wir. Die Mannschaft steht geschlossen vor der Süd, Kloppo mittendrin. Dann kommt der Einspieler per Video. Einen ganzen Sack voller positiver Erlebnisse nimmt er mit, spricht jedoch auch sehr klar darüber, keine Vergleiche anzustellen. Emotionen pur wo man hinblickt und ja, auch ich gebe mich dem Land der Tränen hin.

Ich werde Jürgen Klopp vermissen. Nicht nur, weil er ein überragender Trainer ist, sondern auch weil aus ihm das ungefilterte Leben spricht, unverschnörkelt, auf den Punkt gebracht. Ich denke jedoch auch, dass es der richtige Zeitpunkt war, dass Verein und Trainer (vorerst) getrennte Wege gehen. Man sah das ganz klar in der Leichtigkeit, mit der unsere Burschen seit der Bekanntgabe gespielt haben. Man sah wieder in vielen Teilen der Spiele unsere alte Borussia: Spieler mit Herz, Kampfgeist und spielerischer Leichtigkeit.

So verlasse ich Dortmund mit einem Gefühl der Dankbarkeit, dass ich bei diesem Spiel dabei sein durfte. Wehmütig und voller Stolz blicke ich auf die vergangenen Jahre mit Sebastian Kehl und Jürgen Klopp zurück. Es schleicht sich aber auch Vorfreude ein. Vorfreude auf all das Neue, was hier nun am Entstehen ist. Jedem Abschied wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne und die Chance, neue Seiten im Buch der Beschichte unserer Borussia mit vielen tollen Vollgasmomenten zu füllen. In diesem Sinne-HEJA BVB!!

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