Für einen BVB-Fanclub, der nicht in Deutschland ansässig ist, gibt es einen gewissen Standortnachteil. Nicht nur bei der Anreise, sondern auch bei Treffen mit den BVB-Stars. Autogrammstunden, Meet&Greets und die anderen üblichen Aktionen finden ja nicht gerade um die Ecke statt. Doch für Österreichs einzigen BVB-Fanclub gibt es dafür einen ganz besonderen Ausgleich und der heißt Wolfgang Feiersinger.
Der heute 46-jährige Salzburger, der bei vielen der größten Triumphe des Ballspielvereins dabei war, ist nicht nur ein grundsympathischer Mensch – wie könnte es auch anders sein, wenn man die schönsten Farben der Welt getragen hat – sondern auch ein gastfreundlicher Hüttenwirt. Nach einem kurzen Intermezzo als Jugendtrainer betreibt „Sali“ nämlich in der Nähe von Kitzbühel eine Almhütte. Keine Frage, dass sich die rotweißroten BVB-Supporters da früher oder später sehen lassen mussten!
An einem unfassbar schönen und nochmals richtig heißen Herbsttag war es so weit: Eine acht Mann starke Wandergruppe traf sich frühmorgens – für manch einen Langschläfer fast schon zu früh – im kleinen Tiroler Ort Aurach, um den Aufstieg zur 1557 Meter hoch gelegenen Hochwildalmhütte anzugehen. Schon früh stellte sich heraus, dass gemütliches Bewegen in der Natur bei den meisten von der Wertigkeit her weit unter dem legendären Schnaps auf der Hütte angesiedelt war und so wurde aus der Wanderung eher ein „Skyrunning“, bei dem der kürzeste und steilste Weg gerade gut genug war. Die auf den Wegweisern ausgeschilderte Zeit von knapp zwei Stunden konnte so immerhin um mehr als die Hälfte unterboten werden.
Gut, dass Wolfgang Feiersinger auf seine durstigen Gäste vorbereitet war, denn die Strapazen mussten erst einmal durch ordentliche Flüssigkeitszufuhr überwunden werden. Zu dieser immer noch frühen Stunde hatte auch der prominente Wirt noch genügend Zeit für ein ausgiebiges Schwätzchen. Neben den jüngsten Blamagen des österreichischen Nationalteams war natürlich „Salis“ dreijährige Zeit in Schwarzgelb Hauptgesprächsthema. Aus erster Hand die Champions-League-Sternstunde im Old Trafford erzählt zu bekommen, zu hören, wie ein junger Brasilianer namens Dede wegen einer vereisten Scheibe die Werkstatt anrief und intime Einblicke in das Teamgefüge der Dortmunder Hoch-Zeit zu erlangen, das war nicht nur jede Mühe wert, sondern ein Moment, die ein BVB-Fan nie vergessen wird. Nach einer unglaublich erfrischenden Schelte des Kommerzfußballs, der ihm die Freude am Fußballgeschehen genommen hatte, sparte der Libero auch seine bitterste Stunde nicht aus: Als er am 28. Mai 1997 das Champions-League-Finale nur auf der Tribüne des Münchner Olympiastadions miterleben durfte. Die Enttäuschung über den Moment, als ihm Ottmar Hitzfeld nach dem Mittagessen statt der erwarteten taktischen Anweisungen eröffnete, dass Matthias Sammer seinen Platz einnehmen werde, war am Tisch deutlich zu spüren. Kleiner Trost war später immerhin das Weltpokalfinale in Tokio.
Nach dem Schwelgen in Erinnerungen labte sich der Großteil noch an den Hausspezialitäten, während eine zwei Mann starke Ausreißergruppe noch im Vorbeigehen den 2127 Meter hohen Bischof bezwang und unserer nagelneuen Zaunfahne ihren ersten großen Auftritt ermöglichte. Unten auf der Hütte rissen sich die Gäste den Feldstecher aus der Hand, um unsere Fahne wehen zu sehen – ein schönes Bild!
Wieder vollzählig folgte abschließend noch der offizielle Teil: Die Überreichung der Urkunde für die Ehrenmitgliedschaft in unserem Fanclub an „Herrn Wolfgang Feiersinger“ mit eigener Foto-Möglichkeit und Trikot-Signierstunde. Und ob der „perfekte Spieler“ (© Nevio Scala) die auch wie versprochen ordentlich sichtbar aufgehängt hat, davon werden wir uns im Herbst 2012 persönlich überzeugen ;) Bis dann, Wolfgang und herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft!